Heute: Bücher, die Schauspieler geschrieben haben. Sehen wir einmal von denen ab, die lediglich ihre prominenten Namen versilbert haben, gibt es doch erstaunliche, ja herausragende schriftstellerische Qualitäten zu bewundern. "Mittelreich" von Josef Bierbichler nenne ich an erster Stelle. Dass ein unbestritten großartiger Schauspieler in der Lage ist, ein großartiges Buch zu schreiben, in dem er seine über drei Generationen tradierte Familiengeschichte brillant erzählt, hat mich schier umgehauen. Der hat das Schreiben nicht gelernt, er kann es einfach. Unprätentiös, unverschnörkelt, uneingeschränkt empfehlenswert. Das zweite Buch hat mir ein Freund genannt. Als er meine skeptische Miene sah, sagte er nur: "Lies es." Heute bin ich ihm dankbar, dass ich ihm gefolgt bin und "Der geschenkte Gaul" von Hildegard Knef gelesen habe. Der autobiographische Roman ist nicht nur ein Bericht des bewegten Lebens der Knef, er beschreibt eine Generation, die das Elend der Nazizeit genauso durchgemacht hat wie die Wirren und Entbehrungen der Nachkriegszeit. Die Knef ist eine analytische Begabung, scharfsinnig, abseits von stilistisch-literarischen Ambitionen sympathisch direkt, mit unverstellter Berliner Kodderschnauze ausgestattet und dennoch auf einem beachtlichen sprachlichen Niveau unterwegs.
Ich habe danach erfahren, dass ihr Buch 1970 auf Platz 1 der SPIEGEL Bestsellerliste stand. Völlig zu Recht!
Und drittens, ganz frisch gelesen, ebenfalls auf Empfehlung eines anderen Freundes: "Hast du uns endlich gefunden" von Edgar Selge. Wie Selge, Sohn eines Gefängnisdirektors, sein Heranwachsen in einer Art familiärem Gefängnis beschreibt, ist bestaunenswert und beklemmend zugleich, in jeder Zeile ungeschminkt ehrlich und sprachlich meisterhaft erzählt.
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