"Der Prinz der West End Avenue" war das Erstlingswerk von Alan Isler (1934 - 2010). Isler, Sohn britisch-jüdischer Eltern, mit 18 in die USA übergesiedelt, schrieb diesen wunderbaren Roman im zarten Alter von sechzig Jahren. Schauplatz des Geschehens ist das jüdische Altenheim Emma Lazarus auf der Upper West Side Manhattans. Der Ich-Erzähler, ein jüdischer Emigrant deutscher Abstammung namens Otto Körner, probt als Regisseur und Hauptdarsteller mit den betagten Mitbewohnern eine "Hamlet"-Aufführung. Unter den meist über achtzigjährigen Altenheimbewohnern entstehen Kämpfe und Intrigen um die Besetzung des Theraterstücks. Das ist saukomisch. Dieser erzählerische Hauptstrang wird immer wieder unterbrochen durch fragmentarische Erinnerungen Körners an seine jungen Jahre während der Nazizeit in Deutschland und in der Schweiz. Seine unglückliche Liebe zu einer Frau, die von den Nazis im KZ vergast worden war, lebt wieder auf mit dem Erscheinen einer jungen, attraktiven Physiotherapeutin, die das medizinische Personal im Emma Lazarus ergänzt. Mandy Dattner erscheint ihm als Wiedergängerin der einst heißgeliebten Magda Damrosch. Den Wechsel von komischen und tragischen Momenten tariert Isler mühelos aus, mit britisch geprägtem schwarzen Humor und unnachahmlich jüdischem Witz. Ich fühlte mich auf angenehme Weise an Woody Allen erinnert.
Ich empfehle "Der Prinz der West End Avenue", weil der Roman heitere wie berührende Momente bereithält und damit fabelhafte Unterhaltung bietet.
Nicht ganz so überzeugend fand ich die vier Novellen von Alan Isler unter dem Titel "Op. non cit."
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