Alarmglocken schrillten in der CDU-Spitze! Nach der Klausurtagung der CSU in Kloster Seeon zitierte FM seinen inneren Führungszirkel zu nächtlicher Stunde ins Adenauer-Haus. Er tobte.
„Schweinerei! Was die CSU da vom Zaun bricht, ist nur scheinbar eine Kampfansage an die Ampel! In Wirklichkeit ist es eine Kampfansage an mich!“ Seine Erregung bezog sich darauf, dass Söder und Dobrindt zu sofortigen Neuwahlen aufgerufen hatten: „Wir sind regierungsbereit“.
FM war zutiefst aufgewühlt. „Söder ruft seine Kanzlerkandidatur aus, obwohl wir vereinbart hatten, mit der Benennung des Kandidaten bis zum Sommer zu warten!“
Die Tür ging auf, herein kam PK mit glasigem Blick und schwankendem Gang. Er hatte sich untergehakt bei zwei Korporierten in Couleur. Einer von ihnen erklärte mit schwerer Zunge: „Verbindungsbruder K hat zu Beginn unseres Frühschuppens im Verbindungshaus gesagt, dass er heute einen Termin im Adenau-Haus hätte.“
FM entgegnete spitz: „Der Mann, nach dem dieses Haus benannt ist, heißt Adenauer.“
„Kenn ich nicht“, sagte der Korporierte.
„Setzen Sie Herrn K auf den Stuhl und stellen Sie zwei Stühle mit der Lehne rechts und links neben ihn, falls er umkippt“, wies FM an.
„Wir können uns auch neben ihn setzen“, lallte der zweite Korporierte.
„Das würde uns gerade noch fehlen“, ätzte FM. „Vielen Dank und auf Wiedersehen.“
Die Korporierten stützten sich beim Hinausgehen gegenseitig und stimmten ein Lied an:
„Stiefel muss sterben, ist noch so jung, so jung“.
FM sagte vorwurfsvoll zu PK: „Wie kannst du nur? Du wusstest genau, worum es heute geht!“
„Et cetera pp“, sagte PK und bettete den Kopf auf seine verschränkten Arme.
FM sagte drohend: „Wenn Markus seinen Hut in den Ring wirft, zertrampeln wir ihn!“
PK hob den Kopf: „Den Söder?“
„Den Hut!“, zischte FM. „Die Herausforderung besteht jetzt darin, uns von Positionen Söders zu distanzieren, ohne ihn zu nennen. Also, Söders Forderung nach einer Rückkehr zur Wehrpflicht, da machen wir so nicht mit. Wir sagen, kriegstüchtig - “
„Pistorius“, warf PK ein. "Hat Pistorius gesagt."
FM wurde wütend: „Ist doch egal, wer das gesagt hat! Wir wollen Profis in der Bundeswehr, keine Dillettanten.“
„Tante von der Leyen, Tante Kramp-Karrenbauer“, lachte PK.
„Nicht zu vergessen Tante Lambrecht“, sagte CL breit grinsend.
„Kenn ich nicht“, sagte PK.
FM machte eine unwirsche Handbewegung: „Schluss jetzt. So, und nun weiter im Text. Zum Thema Gendern. Will Markus verbieten. Dem schließen wir uns ausdrücklich nicht an. Wir sind keine grüne Verbotspartei. Wer gendern will, soll gendern. Natürlich nicht in Amtsstuben, Klassenzimmern und Hörsälen.“
„Geriatrisches Maskulinum“, sagte PK. Die anderen lachten.
PK verbesserte sich: „Ich meine maskulines Generikum.“ Noch mehr Gelächter.
FM war sauer: „Könntest du mal deine Kommentare unterdrücken!“
„Ich hätte gerne ein Bier“, forderte PK.
„Dir würde ein Kaffee guttun“, sagte CL.
„Caffè Corretto, gerne“, antwortete PK.
„Träum weiter“, sagte FM. „Nächster Punkt. Markus will das Bürgergeld für Ukraine-Flüchtlinge streichen. Nicht mit uns! Kein ukrainischer Flüchtling soll auf deutschen Straßen betteln müssen!“
„Et cetera pp“, warf PK ein.
FM sagte beschwörend: „Freunde, wir müssen schnell und überzeugend handeln!“
CL hatte eine Idee: „Der Rukwied war doch auf der Klausurtagung in Kloster Seeon. Wie wär's, wenn wir in die Medien lancieren, dass Dobrindt die Ambitionen von Markus auf den Job des Bauernpräsidenten ausgeplaudert hat. Rukwied sei ihm viel zu lahm.“
„Ja, und wer könnte das bezeugen?“, fragte RK.
„Dobrindt natürlich“, sagte CL.
„Gute Idee. Mit der Betonung, dass wir diese Ambitionen von Markus nachdrücklich unterstützen“, bekräftigte FM und fuhr fort: „Bis spätestens Ende Februar erwarte ich von euch allen weitere detaillierte Vorschläge, wie wir Markus auf das Abstellgleis schieben.“
„Ende Februar bin ich auf einer Kreuzfahrt“, sagte PK.
„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte CL.
„Zwischen Martinique, Martini und Cognac Curacao“, sagte PK mit verwaschener Aussprache.
FM funkte dazwischen: „Das spielt doch gar keine Rolle, wo wir uns physisch aufhalten! Wir tauschen uns eng aus über eine zu gründende WhatsApp-Gruppe. Wichtig dabei ist, dass der Name Markus Söder in keiner Textnachricht auftaucht. Also, wie soll die Gruppe heißen?“
„Hashtag Toter Mann Süd“, sagte PK.
Erst herrschte ungläubiges Schweigen, dann brach Jubel aus.
FM schien sogar ein wenig gerührt: „Toter Mann Süd. Genial! Wer holt PK ein Bier?“
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